Nachhaltige Entwicklung in einer Welt der Ungleichheiten? Kritische Perspektiven auf die 2030 Agenda für nachhaltige Entwicklung

Ende September hat die UN-Generalversammlung die 2030 Agenda für Nachhaltige Entwicklung und den darin enthaltenen neuen entwicklungspolitischen Zielkatalog, die Sustainable Development Goals, beschlossen. Ambitioniert sind sie zweifelsohne, so enthalten sie Bekenntnisse zur Bekämpfung globaler Ungleichheit und sprechen die gemeinsame Verantwortlichkeit aller Länder an.
Für die Zivilgesellschaft, die den Verhandlungsprozess lange begleitet hat, stellen sich nun neue Fragen: Steckt in den SDGs das Potential für positiv-emanzipative Entwicklungen in benachteiligten Regionen und bei marginalisierten Gruppen dieser Welt? Welche Ansätze gibt es bereits und wie können wir sie für die Umsetzung nutzen?
Gemeinsam mit dem Politologen Aziz Fall (Université de Quebec und Grila), Mariam Sow (Direktorin von Enda Tiers Monde Dakar) und Helge Swars (Weltfriedensdienst, angefragt) wollen wir einen ersten Ausblick auf die Umsetzung der neuen Agenda wagen, dabei aber auch Fragen nach ihrer Umsetzbarkeit und Grenzen ihrer Wirksamkeit stellen.
Schon die MDGs haben gezeigt, dass v.a. politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen maßgeblich über Erfolg und Scheitern der Ziele entscheiden. Entwicklungspolitik stößt nicht nur im Hinblick auf ausreichende und verbindliche Finanzierung an ihre Grenzen, sondern immer wieder auch durch mangelnde Kohärenz globaler politischer Bestrebungen. Welche Rahmenbedingungen bräuchten die Sustainable Development Goals (SDG) also, um transformative Veränderungen, die diesmal nicht pauschal nur auf die Länder des Südens zielen, tatsächlich bewirken zu können?
Die ökonomische und politische Situation unserer Welt und globale Handelsbedingungen spielen hier eine zentrale Rolle. Inwiefern stellen sie ein Hindernis für die Umsetzung der SDGs dar? Wie muss eine ökonomisch gerechte Weltordnung aussehen, um die ambitionierten neuen Ziele umsetzen zu können? Wo und von welchen Akteur*innen wird diese bereits gefordert oder ausgehandelt? Was kann das Instrument der Entwicklungspolitik hier überhaupt bewirken oder brauchen wir ganz andere Institutionen und Herangehensweisen dafür? Wie können sich gesellschaftliche Akteur*innen einbringen, daran mitzuwirken, wo sind ihnen Grenzen gesetzt?
Hierbei wollen wir uns auch vergangene und existierende Ansätze und Visionen, die es gerade in Afrika zuhauf gibt, ansehen und die Frage stellen: Was können wir von diesen Ansätzen lernen und wie können wir gemeinsam diese Visionen umsetzen?

Die Veranstaltung wird im Rahmen des Projekts „Post 2015 – Alles besser? Afrikanische Perspektiven auf globale Herausforderungen im Zuge der Post-2015-Entwicklungsagenda“ stattfinden, das AfricAvenir International e.V. seit 2014 durchführt. Ziel war es, den Übergang von den MDGs zur neuen Agenda aus afrikanischen Perspektiven kritisch zu begleiten und der deutschen Öffentlichkeit und EntscheidungsträgerInnen alternative Denkweisen zugänglich zu machen.

Mariam Sow ist Koordinatorin von Enda Pronat und Ratspräsidentin des internationalen Netzwerks Enda Tiers Monde. Selbst Tochter einer kleinbäuerlichen Familie, arbeitet sie seit jeher mit Kleinbäuerinnen und Kleinbauern und ist seit 1983 für das Enda Pronat (Umweltschutz)-Programm tätig. Seit 1996 ist sie Koordinatorin und seit 2013 Vorstandsvorsitzende des Netzwerks Enda Tiers Monde. Trotz ihrer Position kämpft sie weiter an der Seite von Kleinbäuerinnen und Bauern gegen globalisierte Saatgutmonopole und Land Grabbing.

Aziz Salmone Fall ist ägypto-senegalesische Politologe und lehrt Politikwissenschaft, Anthropologie und Internationale Beziehungen an der Université du Québec in Montreal, Kanada. Er bezeichnet sich als internationalistischen Panafrikanisten und entwickelte hierfür das Konzept der „Panafricentrage“. Aziz Fall war Koordinator des Anti-Apartheid-Netzwerks in Québec, ist Präsident der Aubin-Stiftung, Vorsitzender des Ryerson-Zentrums für Progressive Forschung und Mitbegründer der Bewegung für einen institutionalisierten Dialog unter linken Kräften im Senegal. Er ist Mitglied von GRILA (Forschungs- und Aktionsgruppe zur Befreiung Afrikas), und leitet gemeinsam mit einem Kollektiv aus 21 AnwältInnen und Persönlichkeiten die erste internationale afrikanische Kampagne gegen die Straflosigkeit – die Kampagne zur Aufklärung der Sankara-Affäre. Siehe: www.grila.org & www.azizfall.com

Helge Swars ist Diplom-Agraringenieur und arbeitet seit 2009 beim Weltfriedensdienst. Dort ist er für Fundraising und als Programmkoordinator für Projekte im südlichen Afrika und in Laos zuständig. Seine Schwerpunkte sind Ressourcenschutz und ländliche Entwicklung, Ernährungssicherung und Wasserraub.

Moderation: Bernd Pickert, Auslandsredakteur bei der taz

Die Veranstaltung wird auf französisch und deutsch stattfinden und simultan übersetzt.

Mit freundlicher Unterstützung der Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit und von Engagement Global.

Veranstaltungsort und Adresse

Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Straße 4, 10405 Berlin

    19. Oktober 2015

  • Mo
    19.10.2015
    19:00

Nachhaltige Entwicklung in einer Welt der Ungleichheiten? Kritische Perspektiven auf die 2030 Agenda für nachhaltige Entwicklung

Diese Veranstaltung in Berlin (Prenzlauer Berg, Bezirk Pankow) wurde von AfricAvenir International veröffentlicht. Nachhaltige Entwicklung in einer Welt der Ungleichheiten? Kritische Perspektiven auf die 2030 Agenda für nachhaltige Entwicklung ist den Rubriken Podiumsdiskussion und Diskussion zugeordnet.

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