Kultur am Sonntag - Die Dreigroschenoper (Brecht/Weill )

Im Jubliläumsjahr der Stadt Bad Bramstedt:
Eine fein nuancierte Dachkammerinszenierung des Bittersüß-Ensembles aus Hamburg. Regie: Bernhardt Weber

Berlin 1928,Metropoltheater: die Zuschauer schmelzen vom Glanz Richard Taubers und vom Schmalz Franz Lehars. Hans-Albers springt todesmutig vom Kronleuchter und es leuchten die Sterne des Varietés. Blandine Ebinger bezauberte. Fritzi Massary war beliebt wie noch nie. Und die Tänzerin Anita Berber verdrehte nackt mit ihrer lasterhaften Choreographie vom Koitus fast den Kopf von Klaus Mann.Fast schien zu jener Zeit die Welt in Ordnung zu sein, die, wie sich später herausstellen sollte, zwischen zwei Weltkriegen lag.Nun, die Inflation war längst an der Tagesordnung. Der deutsche Reichstag erließ Notverordnungen zur Arbeitslosigkeit und Staatsverschuldung. In der Bevölkerung herrschte bitteres Elend, und sie flüchtete in Massen in die Kinos, um Filme, meist Sittengemälde, anzuschauen, obgleich ihnen der Boden unter den Füßen brannte. Schlichtweg: Europa stand kurz vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch. Tanz auf dem Vulkan.Doch es war an der Zeit, wo im Berliner Theater am Schiffbauerdamm am 31. August 1928 die Dreigroschenoper uraufgeführt wurde. Fast wäre es nicht dazu gekommen.Die Vorbereitungen der Dreigroschenoper? Ein einziges Chaos! Helene Weigel, welche die Puffmutter spielen sollte, wurde krank. Rosa Valetti als Mrs. Peachum drohte mit Ausstiegsabsichten. Harald Paulsen in der Titelrolle des Mackie Messer wollte unbedingt eine blaue Krawatte tragen. Der Salomon-Song und beinah auch der Schlußchoral sollten gestrichen werden. Und als wäre das nicht schon genug, war Kurt Weil drauf und dran aus dem Projekt auszusteigen, da der Name seiner Frau, der später so berühmten Brecht-Interpretin Lotte Lenya, nicht auf dem Plakat erwähnt wurde. Nur die berühmten Worte Brechts konnten ihn davon abhalten, als dieser ihm sagte:" Bald wird der Name Lotte Lenya in aller Munde ein". Er sollte Recht behalten. Kaum zu glauben,daß die Uraufführung kein Fiasko wurde, denn die Dreigroschenoper hat Berliner Theatergeschichte geschrieben, wie kaum eine andere Inzenierung der 20er Jahre.Blut ist immer noch rot, auch heute sagen die da oben und wir:"Ja menschlich sein, wer wollte es nicht?!"Nach Brecht sollte die Dreigroschoper etwas sein, was nur von Bettlern erträumt und bezahlt werden kann.Es ist Jahrmarkt in Soho. Die Bettler betteln, die Diebe stehlen, die Huren huren. Ein Moritatensänger singt die Moritat von Mackie Messer...

Veranstaltungsort und Adresse

Schloss Bad Bramstedt, Bleeck 16, 24576 Bad Bramstedt

    7. Februar 2010

  • So
    07.02.2010
    18:30

Kultur am Sonntag - Die Dreigroschenoper (Brecht/Weill )

Diese Veranstaltung in Bad Bramstedt wurde von LivingMusic-2009 veröffentlicht. Kultur am Sonntag - Die Dreigroschenoper (Brecht/Weill ) ist den Rubriken Brecht, Theater, Kleinkunst, Weill, Bittersüss und Dachkammerinszenierung zugeordnet.

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