Gabriele Schade-Hasenberg: Zwei Farbräume

Welche Wirkung erzielt Farbe? Diese Frage stellt sich immer wieder die in Berlin lebende Künstlerin Gabriele Schade-Hasenberg. Ganz im Gegensatz zu den Methoden der heutigen Farbpsychologie erschafft sie in teils monatelangen Prozessen Arbeiten, die ihre Ausstrahlungskraft einer besonderen Farbkraft verdanken, welche durch das Auftragen von häufig mehr als einhundert dünnen Farblasuren entsteht. Im ersten Arbeitsschritt werden Lasuren aus feinem Farbpigment in wässriger Eitempera auf die Leinwand aufgetragen. In einem zweiten, umfangreichen und zeitaufwendigen Arbeitsprozess werden dann Lasuren aus Ölfarbe in einer Harz/Öllösung übereinander geschichtet. Dabei ist die einzelne Farbschicht so verdünnt, dass sie so gut wie keine Spur auf der Bildoberfläche hinterlässt. Erst durch die hohe Anzahl der Farbaufträge entstehen Werke, die sich durch eine besondere, faszinierende Farbtiefe auszeichnen. Betrachtet man die monochromen Arbeiten Gabriele Schade-Hasenbergs, so erkennt man die Vielschichtigkeit und Tiefe einer Malerei, die etwas Besonderes beinhaltet. Das Spiel der Farben fängt den Betrachter immer wieder aufs Neue ein, einen zusätzlichen Halt findet das Auge des Betrachters durch geringfügige Schattierungen, die die Tiefenwirkung der Gemälde noch verstärken. Im Gegensatz zu früheren Arbeiten, bei denen die Bildfläche in unterschiedliche, zumeist unregelmäßig angeordnete Felder verschiedener Nuancen der gleichen Grundfarbe unterteilt wurde, tendiert Gabriele Schade-Hasenberg heute zu ausgeprägterer Reduktion bei der Gestaltung der Bildflächen. Doch wie ist die beeindruckende Faszination zu erklären, die von den Werken Gabriele Schade-Hasenbergs ausgeht? Hauptsächlich liegt dies am Entstehungsprozess der Werke. Auf den ersten Blick sieht es so aus als wären die monochromen Gemälde schnell fertig gestellt. Nichts trifft aber weniger zu. Der Fertigstellung eines Werkes geht der oben beschriebene lang andauernde Prozess voraus. Und nur dadurch ist erfahrbar, dass Farbe immer wieder neu entsteht und nicht bereits etwas Fertiges ist. Obwohl viele ihrer Arbeiten auf ähnlichen Grundfarben basieren, ähnelt kein Bild dem anderen. Die Erforschung der Farbe und die Auseinandersetzung mit der Farbe ist die Grundlage der Arbeit von Gabriele Schade-Hasenberg. Ihr ist es wichtig, die den Farben selbst innewohnenden Qualitäten zu erkunden und ihnen mittels ihrer Arbeit einen individuellen Ausdruck zu verleihen. Ihre Arbeiten sind für sie das sichtbare Produkt eines Prozesses, den sie vor dem Malakt nicht in Worte fassen kann. Während des Schaffensprozesses muss entsprechend etwas entstehen, was vorher noch nicht als konkrete Idee Bestand hatte. Gabriele Schade-Hasenberg setzt daher nicht die Idee eines Bildes an den Anfang des Arbeitsprozesses, sondern entwickelte für sich eine Methode, Farbe an sich entstehen zu lassen. „Der Eigenwert der Farbe selbst wird zum Sujet“, wie es Martina Pottek bereits 1996 in ihrem Aufsatz über die Malerei Gabriele Schade-Hasenbergs formulierte. Beim Malen jeder Schicht verschwindet jedes Mal ein wenig der alten Schicht, die Farbe verändert sich, intensiviert sich und bekommt nach und nach eine Präsenz. Das Ergebnis ist am Anfang des Malprozesses nicht absehbar. Irgendwann ist der Punkt erreicht, wo das Erlebnis „Farbe“ Gestalt annimmt. Die Farbe leuchtet von innen und wird damit für Gabriele Schade-Hasenberg, aber vor allem auch für den Betrachter erfahrbar.

Veranstaltungsort und Adresse

kunstraumno.10, Matthiasstraße 10, 41063 Mönchengladbach

    März 2016

  • So
    06.03.2016
    11:30
  • So
    20.03.2016

Gabriele Schade-Hasenberg: Zwei Farbräume

Diese Veranstaltung in Mönchengladbach (Nord) wurde von A. Beumers veröffentlicht. Gabriele Schade-Hasenberg: Zwei Farbräume ist der Rubrik Ausstellung zugeordnet.

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