Ausstellungseröffnung: Ghierra Intendente. Montevideo - die Stadt, die wir lieben

Utopie als Ausgangspunkt für neue Realitäten – in Montevideo hat die Kunstaktion „Ghierra Intendente“ mit der gelungenen Parodie einer Kandidatur für das Bürgermeisteramt 2015 Einfluss auf die politische Agenda genommen. Das Instituto Cervantes Berlin präsentiert vom 8. Juni mit der Ausstellung „Ghierra Intentende. Montevideo, die Stadt die wir lieben“ (GI), das Kernstück der fingierten Kampagne, erstmals außerhalb Uruguays.
Mit fast 50 konkreten Vorschlägen für eine bessere Stadt erregten Alfredo Ghierra, das Gesicht der Kampagne, und sein Team aus Künstlern, Industriedesignern, Stadtplanern und Architekten die Aufmerksamkeit der etablierten Parteien im Wahlkampf. Die echten Kandidaten mussten erkennen, dass sich die Kunst für die Wählerinnen als attraktiver als die Politik erwies. Dank der künstlerischen Intervention traten an die Stelle platter Wahlparolen inhaltliche Diskussionen.
Der Slogan für die fingierte Kandidatur ist doppeldeutig. La ciudad que queremos spricht sowohl von der Liebe zur Heimatstadt, als auch von der Notwendigkeit, sie mitzugestalten (Montevideo, die Stadt die wir wollen). Ziel ist es, Montevideo zu einer lebenswerteren Stadt zu machen: Eine Stadt, in der das Kulturerbe respektiert wird, in der die Umweltverschmutzung verschwindet und stattdessen die Grünflächen sich auf alle Viertel verteilen, in der der Verkehr ökologisch ist und die öffentlichen Räume frei von den Bürger genutzt werden können. Eine Stadt, in der die Kultur, die Gesundheit und die Bildung alle sozialen Schichten zu gleichen Teilen erreichen. Eine glückliche Stadt.
Die stadtplanerischen Ideen reichen von der Umgestaltung eines Parks, der künftig den reichen Süden der Stadt und dem armen Norden verbinden statt trennen soll, über ein neuartiges ökologisches Transportsystem, die Rettung von dem Verfall überlassenen historischen Gebäuden bis hin zu Stadtrundgängen und künstlerischen Interventionen im Stadtbild. Installationen, Videos, Fotomontage sowie Planskizzen dokumentieren die Projekte.
GI versteht sich als langangelegter künstlerischer Prozess, der auch über die Zeit des Wahlkampfs hinaus Bestand hat und den angestoßenen Dialog auf verschiedenen Ebenen auch über die Grenzen Montevideos und Uruguays fortsetzen wird. Berlin ist auf diesem Weg eine wichtige Station. Hier, wo eine Vielzahl von künsterischen Projekten gibt, die für ein Mitspracherecht bei der Gestaltung des öffentlichen Raums eintreten, wo aber auch die Diskussion um fehlende Konzepte angesichts des zunehmenden Wachstums nicht abreißt, suchen Alfredo Ghierra und sein Team einen inspirierenden Austausch und hoffen auf Sympathie und Interesse für ihre Form der Verbindung von Kunst und Politik.

Möglichkeiten einer engeren Zusammenarbeit beider Städte wurden übrigens auf realpolitischer Ebene bei einem Berlinbesuch des amtierenden Bürgemeisters von Montevideo im Oktober 2015 erörtert. Passenderweise standen dabei Themen der integrierten Stadtentwicklung und insbesondere der Aspekt gesellschaftlicher Teilhabe aller Bürgerinnen und Bürger einer Metropole am städtischen Leben sowie die Nutzung des öffentlichen Raums durch alle Bewohner im Mittelpunkt.

Alfredo Ghierra – das Gesicht der Kampagne
Alfredo Ghierra (Montevideo, 1968) studierte Architektur und Kunst in Montevideo. Seit 1994 arbeitet er als bildender Künstler. Am bekanntesten sind seine graphischen Darstellungen, zu seinem Spektrum gehören aber auch Animation, Objekte, Ölgemälde und Fotografie. In der performativen Kampagne, der er sein Gesicht und seinen Namen gab, vereinte er ein Kollektiv von Kreativen, die sich gemeinsam für Veränderungen in der Stadt Montevideo einsetzen.

Veranstaltungsort und Adresse

Instituto Cervantes, Rosenstr. 18-19, 10178 Berlin

    7. Juni 2016

  • Di
    07.06.2016
    19:00

Ausstellungseröffnung: Ghierra Intendente. Montevideo - die Stadt, die wir lieben

Diese Veranstaltung in Berlin (Mitte, Bezirk Mitte) wurde von InstitutoCervantes veröffentlicht. Ausstellungseröffnung: Ghierra Intendente. Montevideo - die Stadt, die wir lieben ist den Rubriken Ausstellungseröffnung, Stadtplanung, Architektur und Bürgerbeteiligung zugeordnet.