Klavierabend Martin Helmchen

Beethovens letztes Klavierwerk ist das Zentralgestirn dieses Programms – die »Diabelli-Variationen«, das grandiose Beispiel, wie der schöpferische Gedanke von einer einfachen Basis aus einen Kosmos der Genres, des Ausdrucks, der Techniken erschließt und aus größter Entfernung den Rückweg wieder findet. Die drei anderen Werke verhalten sich dazu wie Planeten: Schubert entdeckt in seinen Variationen über ein Thema nach der Art seiner »Wanderer«-Kompositionen jenes melancholische Dur, das trauriger als Moll klingt. Mendelssohn folgt in seinen Variationen, die als ständige Entwicklung aus einer knappen Initialgeste entstehen, einer ähnlichen Dramaturgie der Steigerung – im Tempo der Figurationen und in der Härte der Akzente. Noch ehe er sich zum Avantgardisten entwickelte, fand Helmut Lachenmann die Schönheiten eines Mauerblümchens unter Schuberts Klavierstücken – und malte sie als Studie über die Geschichte des Wiener Espressivo variierend aus.