Klassik am Meer - „Dem Wildling die Haare kämmen!“ – ein Kammerkonzert im Logenhaus

Das Projekt

Das Konzept von »Klassik am Meer« ist überregional einmalig und sieht vor, dass junge Schülerinnen und Schüler sowie musikbegeisterte Wilhelmshavener die Chance haben, gemeinsam mit Profimusikern ein Projekt zu erarbeiten und sich dabei gegenseitig für die Sache zu begeistern. Dabei werden die professionellen Künstler oftmals inspiriert von der Leidenschaft und Begeisterung der Laienmusiker, die wiederum durch das Können der Profis angespornt und weiter vorangetrieben werden.

Es entstehen auf diese Weise ein mitreißender Synergieeffekt und ein wichtiger Aspekt der kulturellen Jugendarbeit in einer strukturschwachen Region. Wenn die gemeinsame Arbeit dann in eine Aufführung mündet, springen Freude und Begeisterung auch auf das Publikum über – dieser »Funke« hat in der Vergangenheit vielen Menschen unvergessliche Konzerterlebnisse bereitet.

Die Idee

Der gemeinnützige Verein »Klassik am Meer e. V.« wurde im Jahr 2003 gegründet, um Konzerte anlässlich des 150-jährigen Stadtjubiläums Wilhelmshavens durchzuführen. In ihm versammeln sich Persönlichkeiten, die im Kulturbereich (Musikschule, Tanzakademie, Schulen, Kirche, Presse, Logenhaus) Wilhelmshavens tätig sind und ein Interesse an qualitativ hochwertigen Veranstaltungen in der Jadestadt haben. Unser Anspruch besteht zusätzlich darin, jungen Wilhelmshavenern die Beteiligung an diesen Konzerten zu ermöglichen. Der »Junge Chor Wilhelmshaven« wurde 2003 von Gerrit Junge gegründet und hat seitdem immer wieder bei Klassik am Meer an Opern- oder Oratorienaufführungen mitgewirkt.

Seit 2013 bereichert der Chordirektor des Oldenburgischen Staatstheaters, Thomas Bönisch, das Leitungsteam von »Klassik am Meer« und wird auch in Zukunft das Festival mitgestalten.

Neben den Chorsängern hat sich über die Jahre ein sehr guter Klangkörper, das »Kammerorchester Klassik am Meer« gebildet, dessen Musiker aus den institutionellen Klangkörpern des Nordens wie Kammerphilharmonie Bremen, Bremer Philharmoniker, NDR-Sinfonieorchester Hamburg und Musikern aus den besten Barockorchestern wie Freiburger Barockorchester und La Stagione Frankfurt stammen.

Dieses Orchester trifft sich seit einigen Jahren auch außerhalb der Festivalzeit, um mit dem Wilhelmshavener Kantor Markus Nitt und seinem Chor oratorisches Repertoire aufzuführen. Zu dem ausgezeichneten Orchester dazu kommen gebürtige Wilhelmshavener Künstler wie der Cellist Konstantin Pfiz, der über lange Jahre Solocellist im Mahler-Chamber-Orchestra war und jetzt sein Musikerleben auf Kammermusik und Solodarbietungen verlegt hat.

Dem Wildling die Haare kämmen!

Die drei Musiker Peter Clemente, Konstantin Pfiz und Paul Rivinius kennen sich schon aus Jugendzeiten, haben – neben ihren Solokarrieren – gemeinsam zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten und konnten vor drei Jahren ihr 30-jähriges Jubiläum feiern. Diese gemeinsame Geschichte war es wohl, die sie darauf brachte, das diesjährige Festival »Klassik am Meer« mit einem kleinen, aber feinen Kammerkonzert zum Thema »Klaviertrio« zu bereichern. Am Ende des 18. Jahrhunderts war dies noch eine neue Gattung, die der junge Beethoven gerne erprobte und variierte. Das hier auf dem Programm stehende Klaviertrio op. 97 von Beethoven entstand 1811 im unmittelbaren zeitlichen Umfeld der 7. und 8. Symphonie und war bereits das letzte seiner Klaviertrios - ein Höhepunkt seiner kompositionstechnischen Erfahrungen. Beethoven widmete das Trio seinem Schüler, dem Erzherzog Rudolph von Österreich, der gleichzeitig zu den bedeutendsten Mäzenen des Komponisten gehörte und wesentlich dazu beitrug, dass die österreichische Kaiserstadt Wien zur künstlerischen Heimat Beethovens wurde.

Eine ganz eigene Geschichte hat das berühmte Klaviertrio Nr. 1 H-Dur von Johannes Brahms im zweiten Teil des Konzerts. Es entstand bereits in den Jahren 1853/54 und begeistert mit jugendlicher Lust am Musizieren. 1889 – im letzten Drittel seines Lebens – überarbeitete Brahms, der für seine notorische Selbstkritik bekannt war, das Stück: Er wolle »dem Wildling ein wenig die Haare kämmen«. Das Ergebnis dieser Bearbeitung, eine überzeugende Mischung aus jugendlichem Überschwang und reifer Straffung und Verdichtung, verspricht durch die Interpretation der drei Jugendfreunde des Clemente-Trios einen außergewöhnlichen Hörgenuss.

Stimmen hören!

Welche Bilder entstehen im Kopf, welche Gefühle werden angeregt, wenn wir Musik hören? Das Barockensemble mit Mechthild Karkow (Barockvioline), Christoph Harer (Barockvioloncello) und Torsten Johann (Cembalo) widmet sich in diesem Kammerkonzert ganz der Musik des 17. Jahrhunderts. Es war die Zeit, in der individuelle Empfindungen in der musikalischen Kunst zum Thema wurden, die Darstellung der Gefühle - ital. affetti - führte zur Erfindung von Sonaten, Kantaten, Concerti und Opern.

Das Programm mit Werken der Komponisten Giovanni Antonio Pandolfi Mealli, Domenico Gabrielli, Johann Heinrich Schmelzer, Georg Muffat verspricht einen facettenreichen Einblick in die Welt der musikalischen Empfindungen. Besonders beliebt war die Naturdarstellung in musikalischer Form. Der österreichische Geigenvirtuose Heinrich Ignaz Franz von Biber gilt als ein Meister in diesem Genre. In seiner "Sonata representativa" imitiert die Geige Nachtigall, Kuckuck, Wachtel, Frosch, Henne, Hahn und einen Musketier – ein überraschendes und nur selten dargebotenes Hörerlebnis.

Zum Abschluss des Konzerts wird das Motiv der Verrücktheit, des Wahnsinns – ital. „follia“ – aufgegriffen: „Follia“ ist eine von vielen Komponisten des 16. bis 20. Jahrhunderts verwendete Harmoniefolge und thematisiert die Ekstase, in die Tänzer bei dieser Musik gerieten. Arcangelo Corelli hat sich in der hier dargebotenen Sonata XII „La Follia“ zu einer fulminanten Variation inspirieren lassen.

»Musikalische Bilder von Naturgewalten am Meer«

Unter diesem Motto steht das diesjährige Festival »Klassik am Meer«. An einem außergewöhnlichen Spielort – dem ehemaligen Minenlagerhaus auf der Schleuseninsel, direkt am Nassauhafen – erwartet die Freunde klassischer Musik ein musikalischer Hochgenuss für den Abend des Himmelfahrtstages: In seinem Opus 8, den „Vier Jahreszeiten“, von denen der „Frühling“ und der „Sommer“ aufgeführt werden, malt Antonio Vivaldi Naturphänomene der Jahreszeiten in musikalischen Bildern. Vivaldi komponierte aber nicht nur die virtuose Musik, sondern verfasste als Vorlage einige Sonette, die allerhand poetische Naturbilder wie Vogelstimmen und Hundegebell, sengende Hitze, klirrende Kälte, laue und stürmische Winde, Regen, Blitz und Donner sowie viele weitere akustische Attraktionen enthalten.

Auch Johann Sebastian Bach bedient sich in seiner im zweiten Teil zu Gehör gebrachten Hochzeitskantate der Naturgewalten, hier in ihrer antiken allegorischen Form. Zunächst erscheint die Naturgöttin Flora, die den Winter überwindet und die „Welt wieder neu macht". Sonnengott Phoebus lässt sich davon derart inspirieren, dass er noch schneller den Himmelswagen lenkt und damit die Aufmerksamkeit von Amor erregt. Wenn sich alles so prächtig schmückt, will auch er seinen Teil dazu beitragen: Das ist die Kraft der Liebe, die hier -unvergänglicher als Floras Pracht- dem Hochzeitpaar musikalisch dargeboten wird.

Donnerwetter!

Das Abschlusskonzert des diesjährigen Festivals „Klassik am Meer“ ist ganz der lautmalerischen Kraft musikalischer Bilder von Naturgewalten gewidmet.
Vivaldi und Locke lassen im ersten Teil die Urgewalt der Stürme, besonders der Meeresstürme erklingen, während - nach dem Bach-Choral „Nun lieget alles unter dir“- Rameaus Ouvertüre aus Zais uns miterleben lässt, wie die Welt aus dem Nichts, aus dem Chaos entsteht. Zudem lässt der Chor – die engagierten Sängerinnen und Sänger aus Wilhelmshaven und Umgebung – einen selten erlebten Sturm niedergehen: „I am wind on sea“ des zeitgenössischen Komponisten Peter Michael Hamel wird erstmals in der Jubiläumsstadt Wilhelmshaven aufgeführt.

Unter dem Eindruck des großen Erdbebens von Lissabon 1755, das die portugiesische Hauptstadt fast vollständig zerstörte und bis nach Mitteleuropa zu spüren war, komponierte Georg Philipp Telemann die „Donnerode“, die im zweiten Teil aufgeführt wird, Überraschenderweise ist es keine Klage- oder Trauermusik, sondern ein Lobgesang auf die Allmacht Gottes. Die Orchesterbesetzung mit Pauken und Trompeten verleiht dem Werk einen festlichen Charakter.

Weitere Infos unter: http://www.klassikammeer.de/

Veranstaltungsort und Adresse

Logenhaus, Rheinstraße 65, 26382 Wilhelmshaven

    Tickets für 22. Mai 2019

  • Mi
    22.05.2019
    19:00
    Tickets

Klassik am Meer - „Dem Wildling die Haare kämmen!“ – ein Kammerkonzert im Logenhaus

Diese Veranstaltung in Wilhelmshaven wurde von venyoobot veröffentlicht. Klassik am Meer - „Dem Wildling die Haare kämmen!“ – ein Kammerkonzert im Logenhaus ist den Rubriken Kammermusik und Peter Clemente Violine, Konstantin Pfiz Violoncello, Paul Rivinius Klavier zugeordnet.

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