Mrs. Greenbird - Dark Water Tour 2019

Jeder neuer Anfang ist ein neuer Anfang. Klingt banal, trifft aber genau den Punkt. Für das Kölner Duo Mrs. Greenbird stimmt das nicht nur im Hinblick auf ihre Ausrichtung und Entscheidungsprozesse, sondern man hört es auch ihren Songs an. Es hat sich von allem befreit, was es nicht mit sich selbst in Einklang bringen konnte, und die Reset-Taste gedrückt. Erfolg ist für die beiden Überzeugungstäter kein Synonym für mediale Gefälligkeit, sondern für Erfüllung. Sparen wir uns an dieser Stelle deshalb das ganze alte Gerümpel, das sie in eine große Kiste gestopft und auf den Sperrmüll gefahren haben, und fangen wir genau da an, wo sie jetzt sind. Man stelle sich vor, man lebt in einer Großstadt mit ihrem ganzen Tosen und Lärmen. Oben verweben die Flugzeuge den Himmel mit Kondensstreifen, aus dem Erdinnern rumort es von der Untergrundbahn. Ruhe tritt nur selten ein. Eines Morgens aber zieht man die Rollläden hoch, und statt der grau-urbanen Tristesse erstreckt sich unter dem Fenster eine weite Landschaft mit sanften Hügeln, grünen Wiesen, Blumen, Wäldern und silbernen Bächen. Ans Ohr dringen lediglich der Gesang der Vögel und der flüsternde Widerstand, den die Blätter dem Wind liefern. Und auf einmal ertönt da eine Stimme, die all diese Bilder leise zu einer Melodie bündelt. Man schließt das Fenster, so surreal mutet dieses Ambiente an, doch die Melodie und die Bilder haben sich längst auf den inneren Projektionswänden verewigt. So etwa mutet es an, wenn man einen Song des neuen Albums von Mrs. Greenbird mit dem Titel „Dark Waters“ hört. Sängerin Sarah Nücken und Gitarrist Steffen Brückner sind seid über 12 Jahren ein Paar. Das ist keine Indiskretion, sondern aus dieser Tatsache erklärt sich die Intensität der filigranen Lieder. „Wir müssen uns keine Gedanken machen, worüber wir singen wollen“ erzählt Sarah Nücken. „Uns beschäftigen viele Themen. Sie kommen von selbst, wir müssen sie nur noch in Lieder verpacken. Wir möchten keine 50 Songs schreiben, um die zehn besten fürs Album auszuwählen, sondern an den Songs, die wir schreiben, arbeiten wir solange, bis wir sie auch richtig gut finden und veröffentlichen können. Bei uns landet nichts in der Tonne.“ Im ökologischen Sinne könnte man es auch nachhaltiges Songwriting nennen. In jedem Lied wird die poetische Spannung von Intimität neu ausgelotet. Jeder Song ist ein Song – auch das schon wieder so eine Binsenweisheit, in der jedoch viel mehr steckt als eine Plattitüde. Am Anfang spielt das Duo die Lieder einfach nur auf der Gitarre oder dem Klavier, denn erst einmal muss das Stück für sich funktionieren, bevor man es weiter verarbeiten kann. Sowie die Stimmung erfasst hat, stellt sich die Frage, was der jeweilige Track sonst noch braucht. Mrs. Greenbird probieren Vieles aus und lassen fast genauso viel wieder weg, um jedem Song genau das zu geben, was er benötigt. Die äußere Freiheit, die die beiden für sich gefunden haben, spiegelt sich in der inneren Freiheit wider, die in den Liedern zum Ausdruck kommt. Einige Songs widersprachen dem Duo während ihrer Entstehung und wollten einen anderen Weg gehen als geplant. Für „Morals“ zum Beispiel war eine elektronische Instrumentierung angedacht, aber der Song forderte Saiteninstrumente ein, und so wurde er kurzerhand umarrangiert. Selbst das Schlagzeug wird mit der Gitarre angedeutet. Flüchtig gehört, könnte man die Songs des Duos mit Folk oder Americana beschreiben, doch das trifft den Nagel nicht annähernd auf den Kopf. Ohne die Vielzahl ihrer Vorbilder zu verleugnen, gehen die beiden nicht als Fans ins Studio, sondern bleiben ganz bei sich selbst. Das macht jeden einzelnen Song so authentisch. Da kommt viel Sehsucht zum Tragen, aber auch eine große innere Souveränität im Umgang mit poetischen Bildern, Melodien und Klangmaterial, zu dem ja nicht nur Brückners reiches Arsenal an gitarrenähnlichen Instrumenten – wie er es nennt – und Effekten gehört, sondern auch die wunderschönen zweistimmingen Harmonien, Sarah Nückens unverwechselbare Stimme und ihre Liebe zu Vintage-Instrumenten wie zum Beispiel eine alte Philicorda. Jedes Instrument führt seinen eigenen Pinselstrich, vor allem die Slide Guitar sorgt für den Eindruck sanfter Flexibilität. „Wir sind örtlich unabhängig“, merkt der Gitarrist an. „Viel wichtiger als wo man lebt, ist doch, wo man mit Kopf, Herz und Geist ist. Sonst würden sich unsere Songs auf durchgesessenen Sofas und in engen Räumen abspielen. Eine Landflucht wäre gar nicht möglich.“ Alles auf „Dark Waters“ entstand in Eigenregie, zwar nicht im luftleeren Raum, aber aus einem originären, unkompromittierten Bedürfnis nach Selbstverwirklichung heraus. Es gab weder Fahrplan, Zeitplan oder Masterplan noch irgendwelche Erwartungen, denen man sich hätte beugen müssen. In waschechter Do-it-yourself-Manier haben Mrs. Greenbird ihr eigenes Label gegründet, alles selbst geschrieben, eingespielt und produziert. Egal, wo man im Leben steht – aller Anfang ist schön. Mrs. Greenbird treten den lebendigen Beweis dafür an.

Veranstaltungsort und Adresse

Carls Eventlocation, Carlshöhe 47, 24340 Eckernförde

    Tickets für 6. Dezember 2019

  • Fr
    06.12.2019
    20:00
    Tickets

Mrs. Greenbird - Dark Water Tour 2019

Diese Veranstaltung in Eckernförde wurde von venyoobot veröffentlicht. Mrs. Greenbird - Dark Water Tour 2019 ist der Rubrik Festival / Bühne zugeordnet.

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