Orbis
Das Zeitalter des Barocks schuf mit seinen Erkenntnissen der Kosmologie und Mechanik das Bild des Universums als feingliedriges Uhrwerk. Die Choreografin Paula Rosolen greift dieses barocke Weltverständnis auf, um es unter dem Blickwinkel unseres heutigen Lebensgefühls zu radikalisieren und dekonstruieren. Das rasante Tempo der technologischen Entwicklung sowie der ständigen Flut von Informationen erleben wir als kontinuierliche Beschleunigung des Immergleichen, in dem wir uns zuweilen wie ein Rädchen im Getriebe fühlen. Es bereitet uns Schwindel und zugleich ein Gefühl der Stagnation, wobei wir die Sicherheit über unseren Platz in der Welt zunehmend in Frage stellen.
In einem kontinuierlichen Tanz der Gegensätze verbinden sich in „Orbis“ Geschichte und Zeitgenossenschaft zu einem hypnotischen Kaleidoskop, in dem die Grenzen zwischen Zeitepochen und ihren Stilen verwischen: zwischen antik anmutender Dekoration mit Ornamenten und Blumen folgen die Bewegungen barocken Bodenmotiven und Tanznotationen, und es erscheinen Tiere und Maschinen futuristischer Prägung. Gegensätzliche Bilder laufen zusammen in einem sich stetig verändernden kreisförmig zusammenlaufenden System, in dem die kleinste Veränderung zu unvorhersehbaren Ergebnissen führen kann. Im Strudel der Orientierungslosigkeit eröffnet sich so ein neuer Möglichkeitsraum der Zeitlosigkeit und universellen Verbindung mit der Welt, in der sich im Netz der unendlichen Zufälligkeiten der Mensch unaufhörlich weiterentwickelt.
English version: The Baroque era, with its insights into cosmology and mechanics, created the image of the universe as a delicate clockwork. The choreographer Paula Rosolen takes up this baroque understanding of the world in order to radicalize and deconstruct it from the perspective of our present-day attitude to life. We experience the rapid pace of technological progess as well as the constant flood of information as a continuous acceleration of the always-same, in which we sometimes feel like a cog in a wheel. It causes us dizziness and at the same time a feeling of stagnation, whereby we increasingly question our certainty about our place in the world.
In a continuous dance of opposites, history and contemporaneity combine in TITLE to form a hypnotic kaleidoscope in which the boundaries between eras and their styles become blurred: between antique-looking decoration with ornaments and flowers, movements follow baroque floor motifs and dance notations, and animals and machines of a futuristic character appear. Contrasting images converge in a constantly changing circular system in which the slightest change can lead to unpredictable results. In the maelstrom of disorientation, a new possibility space of timelessness and universal connection with the world thus opens up, in which mankind is incessantly evolving in the web of infinite contingencies.
Veranstaltungsort und Adresse
Kleines Haus, Berliner Platz 1, 35390 Gießen
- Fr16.06.202320:00
- So25.06.202318:00
- Fr30.06.202320:00
- Fr07.07.202320:00
Juni 2023 - Juli 2023
Orbis
Diese Veranstaltung in Gießen wurde von stadttheater veröffentlicht. Orbis ist den Rubriken Tanz, Uraufführung und Theater zugeordnet.