Hassan Soilihi Mzé: „Geöffnet. Gelenkt. Umgebaut.“

Das Buch „Geöffnet. Gelenkt. Umgebaut. Universitätsbibliothek Leipzig, Deutsche Bücherei und Leipziger Stadtbibliothek zwischen institutioneller Reorganisation und politischer Instrumentalisierung (1945-1968/69)“ von Hassan Soilihi Mzé rekonstruiert ein Vierteljahrhundert Leipziger Bibliotheksgeschichte, in dem sich grundlegende politische und administrative Veränderungen vollzogen. Im Vortrag und Gespräch werden vom Autor charakteristische Momente dieser Entwicklungen vorgestellt und unter dem Blickwinkel geprüft, inwieweit die Ziele der beabsichtigten umfassenden Bibliotheksreform tatsächlich erreicht werden konnten.

Leipzig sei prädestiniert, so die sowjetischen Besatzungsbehörden, als Buchstadt und als Sitz der Deutschen Bücherei „die Fundamente für das geistige Leben in Deutschland zu legen“. Nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus müsse jetzt von hier aus eine „geistige Regeneration“ ihren Lauf nehmen – und dies nicht nur durch einen Umbau der starken messestädtischen Verlagswirtschaft oder die Zentralisierung des traditionsreichen Buchhandels, sondern vor allem auf dem Weg einer Transformation des örtlichen Bibliothekswesens nach sowjetischem Vorbild. Drei der großen Leipziger Wissensspeicher gerieten dabei besonders in den Fokus der Besatzer und ihrer Unterstützer in der deutschen Verwaltung: die Universitätsbibliothek Leipzig, die Stadtbibliothek und die Deutsche Bücherei.

Basierend auf bislang nicht genutzten reichen Archivbeständen konzentriert sich die Untersuchung auf die institutionelle Entwicklung dieser Häuser vom Kriegsende 1945 bis zur im Windschatten der 3. Hochschulreform stattfindenden Bibliotheksreform in der DDR 1968/69. In diesem Kontext nimmt der Autor Strukturen, Biografien und Bestände in den Blick, um zwischen den Phasen von Wiederöffnung, Entbürgerlichung und sozialistischer Umgestaltung ein differenziertes Bild davon zu entwerfen, wie trotz politisch motivierter Entlassungen, ideologisch begründeter Bestandssäuberungen und wachsendem Druck im Zuge von Vorgaben der SED in allen drei Bibliotheken um das Primat der fachlichen Integrität gerungen wurde.

Hassan Soilihi Mzé ist Historiker mit dem Fokus Neuere Bibliotheksgeschichte/Bibliothekstransformation. Nach Berufsstationen im öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliothekswesen sowie in der interkulturellen Bildungsarbeit ist er seit 2018 für die Kulturstiftung des Bundes tätig, für die er unter anderem deren erstes Bibliotheksförderprogramm „hochdrei – Stadtbibliotheken verändern“ wissenschaftlich leitete. An der Hochschule der Medien in Stuttgart war er zwischen 2021 und 2023 im Studiengang Informationswissenschaften zugleich Lehrbeauftragter für die Vermittlung von Managementinstrumenten in Bibliotheken, Kultur- und Bildungseinrichtungen mit einem Schwerpunkt auf Fragen der Bibliotheksinnovation und der Partizipationsarbeit.

In Kooperation mit dem Leipziger Universitätsverlag
Eintritt frei, Treffpunkt: Vortragsraum 2.OG,
Reservierung unter: www.dnb.de/veranstaltungleipzig

Veranstaltungsort und Adresse

Deutsche Nationalbibliothek, Deutscher Platz 1, 04103 Leipzig

    24. April 2024

  • Mi
    24.04.2024
    18:30

Hassan Soilihi Mzé: „Geöffnet. Gelenkt. Umgebaut.“

Diese Veranstaltung in Leipzig (Zentrum-Südost, Mitte) wurde von Deutsche Nationalbibliothek veröffentlicht. Hassan Soilihi Mzé: „Geöffnet. Gelenkt. Umgebaut.“ ist der Rubrik Gespräch zugeordnet.