Ausstellung "Blindes Vertrauen"

Die Ausstellung »Blindes Vertrauen – Bilder als Seismographien des Unsichtbaren« thematisiert die sog. »blinden Flecken« in der historischen, politischen und sozialen Selbstwahrnehmung moderner Gesellschaften. Elf internationale KünstlerInnen verhandeln jene neuralgischen Punkte des Verbergens bzw. der Unsichtbarkeit zentraler Problematiken, deren kollektive Ausblendung signifikant für den Zustand einer Gesellschaft und ihre innere und äußere Positionierung ist. Im Rahmen legitimierter offizieller Bildpraktiken von Staat, Gesellschaft, Medien und Kunst finden sowohl bewusste als auch unbewusste Selektionsprozesse statt. Diese räumen bestimmten Kontexten eine prominente und umfassende Sichtbarkeit ein, während sie anderen diese dezidiert entziehen und so eine Korrektur von Lesbarkeiten und Sichtbarkeiten vornehmen. Gerade in zunehmend sich medial artikulierenden Gesellschaften fordern großenteils ökonomisierte Bilderpolitiken deshalb zu einer eingehenden Analyse von Aus- und Überblendungen auf.
Den elf Künstlerinnen und Künstlern gemeinsam ist ihre Fokussierung auf spezifische Themen und die Entwicklung experimenteller Arbeitsansätze an der Schnittstelle zwischen Analyse und Dokumentation. Sie begreifen ihre künstlerische Produktion als gesellschaftliche Forschungsarbeit, die prozesshaft entsteht und in visuell und haptisch erfahrbaren Ergebnissen repräsentiert wird. In den versammelten Arbeiten der Ausstellung findet man insofern seismographisch genau die Aufdeckung jener Punkte, die in der Selbstwahrnehmung der jeweiligen gesellschaftlichen Identitäten nicht vorkommen oder dezidiert ausgeblendet werden. Dazu gehören z. B. militärische und strukturelle Gewalt, der Umgang mit Flüchtlingen und MigrantInnen oder historische (Dis-)Kontinuitäten. Ausgehend von den subjektiven Erfahrungen der KünstlerInnen sind dabei insbesondere die Untersuchung der Gründe und Ursachen für den Prozess des gesellschaftlichen Verbergens und ihre erfahrbare Offenlegung von Interesse.
Insofern stellen die künstlerischen Arbeiten der Ausstellung den Versuch dar, diesen »blinden Flecken« zu einer neuen Sichtbarkeit zu verhelfen, sie zu dekodieren und sie aus interdisziplinärer Perspektive zu untersuchen. Gleichwertig zu den bildkünstlerischen Arbeiten steht deshalb die enge Verbindung mit einem diskursiv angelegten Begleitprogramm, das literarische und wissenschaftliche Perspektiven in die zentralen Fragenkomplexe der Ausstellung einbindet.

kuratiert von Monika Anselment und Magdala Perpinyà

Eröffnung: Freitag, 10. September, 19 Uhr
Ausstellung: 11.09.-16.10., Di.-Sa., 13-19 Uhr

Begleitende Veranstaltungsreihe »Legendäre Wahrheiten«:
Di 14.9., 20 Uhr: »Kunst und Krieg« Diskussion mit Àngel Quintana und Simeón Saiz Ruiz
Di 5.10., 20 Uhr: »Schurken und Aktivisten« Diskussion mit Montse Romaní und Linda Hentschel, Moderation: Isabell Lorey
Do 14.10., 20 Uhr: »Reporter und Romanciers« Lesungen und Diskussion mit Toni Sala und Paulo Moura, Moderation: Michael Lüders
Sa 16.10., 18 Uhr: »Mauern und Sperren« Diskussion mit Jumana Emil Abboud (in engl. Sprache) und Finissage

Zur Ausstellung erscheint ein umfassender Katalog (196 Seiten).

Gefördert durch das Institut Ramon Llull, das spanische Außenministerium, das spanische Kultusministerium, SEACEX Sociedad Estatal para la Acción Cultural Exterior, die Botschaft von Spanien, das Institut français Bureau de la création artistique Arts plastiques und Culturesfrance.

Veranstaltungsort und Adresse

Kunstverein Tiergarten | Galerie Nord, Turmstr. 75, 10551 Berlin

    10. September 2010

  • Fr
    10.09.2010
    19:00

Ausstellung "Blindes Vertrauen"

Diese Veranstaltung in Berlin (Moabit, Bezirk Mitte) wurde von kavaute veröffentlicht. Ausstellung "Blindes Vertrauen" ist den Rubriken Ausstellung und Kunst & Museum zugeordnet.

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