Kino:Hass-La Haine
Die Erde befindet sich um ihre eigene Achse rotierend scheinbar friedlich auf ihrer Umlaufbahn im Sonnensystem. Plötzlich und unaufhaltsam nähert sich asteroidenartig ein Molotowcocktail dem angeblichen Mittelpunkt des intelligenten Lebens. Sein Aufprall verwandelt den blauen Planeten in ein Flammenmeer. „La Haine“ erzählt davon, was passiert, wenn ein Land in Zeiten großen wirtschaftlichen Wachstums billige Arbeitskräfte importiert und dann völlig das Interesse an ihnen verliert, sobald ihre früher dringend benötigte Arbeit überflüssig wird. Kompromisslos prangert das 1995 veröffentlichte Drama von Regisseur Mathieu Kassovitz die Zustände in den Vororten französischer Großstädte und die Brutalität der Polizei gegenüber deren Bewohnern an. Im Jahre 2007 ist der reale Bezug zu den Unruhen in den sozialen Brennpunkten aktueller denn je, nicht nur in Frankreich.
Untermalt von Bob Marleys Friedenshymne „Burnin' And Lootin'“ lässt Kassovitz im Vorspann die nächtlichen Krawalle Revue passieren. In schwarz-weißen Bildern konzentriert sich der Film auf den folgenden Tag im Leben von Vinz (Vincent Cassel), Saïd (Saïd Taghmaoui) und Hubert (Hubert Koundé), drei perspektivlosen Freunden aus Einwandererfamilien der Banlieue. Nachdem ihr Bekannter Abdel in den nächtlichen Kämpfen zwischen randalierenden Jugendlichen von der Polizei lebensbedrohlich verletzt wurde, brodelt der Hass in ihnen. Die drei Freunde ziehen orientierungslos durch ihr monolithisches Betonviertel. Dabei treffen sie Freunde, geraten immer wieder mit guten und schlechten Polizisten in Konflikt, aber die meiste Zeit warten sie sprichwörtlich auf Godot. Jeder der drei Hauptprotagonisten stammt aus einer der drei prägenden Randgruppen im heutigen Frankreich. Vinz ist jüdischer Abstammung und das Pulverfass der Gruppe. Er würde auch nicht vor dem Gebrauch einer gefundenen Schusswaffe zurückschrecken, um den möglichen Tod von Abdel zu rächen. Nehmen sie einen von uns, stirbt einer von ihnen. Der Araber Saïd überspielt mit seiner aufgesetzten guten Laune die Tatsache, dass er keine Zukunft hat. Aber das ist ihm auch egal, er schließt einfach die Augen. Die wahren Persönlichkeiten der beiden kommen in den an Taxi Driver angelehnten Spiegelszenen zum Vorschein. Hubert erscheint als der Vernünftigste und Reifste des Trios. Als seine vom Staat subventionierte Boxhalle niederbrennt, erkennt er, dass es für ihn nur einen Ausweg gibt. Er will unbedingt aus der Gewaltspirale seines Viertels entkommen.
Veranstaltungsort und Adresse
Café Wagner, Wagnergasse 26, 07743 Jena
- Do04.12.200819:00
- Mi10.12.200820:00
Dezember 2008
Kino:Hass-La Haine
Diese Veranstaltung in Jena wurde von CafeWagnerJena veröffentlicht.