Ausstellung: "ver/schiebungen"

Die Ausstellung „ver/schiebungen“ widmet sich der Einschreibung und Transformation performativer Akte in künstlerische Installationen und Zeichnungen. Die Arbeiten von Sylvie Ungauer und Francesco Finizio – beide ProfessorInnen an der École supérieure d’arts in Brest/Bretagne – stellen auf unterschiedliche Weise den Zusammenhang zwischen Sprechen und Handeln her. Die Referenz bildet hierbei nicht der klassische sprachphilosophische Ansatz von John L. Austin und John Searle, sondern vielmehr ein kulturwissenschaftlich geprägter Diskurs identitärer Konstruktionen, wie er maßgeblich von der amerikanischen Philosophin und Gender-Theoretikerin Judith Butler repräsentiert wird.
Ein besonderer Stellenwert wird innerhalb der Ausstellungssituation von Sylvie Ungauer und Francesco Finizio der symbolischen Konstruktion von Raum zuteil. Dabei stehen ebenso geschlechtsspezifische Konnotationen wie allgemeine Fragen nach der gesellschaftspolitischen und ökonomischen Bedeutung von Orten und Räumen im Zentrum des Interesses.
Die Installation „at home“ (2000) von Sylvie Ungauer besteht aus 15 skulpturalen Elementen, die auf einem niedrigen Plateau im zentralen Ausstellungsraum positioniert werden. Jene Elemente sind freistehende Formen, die gleichermaßen an Hüte bzw. expressionistische Architekturen erinnern. Sie sind aus gebrauchten VHS-Videotapes gestrickt. Diese Bildträger – ihrer ursprünglichen Funktion enthoben – sind kaum noch als solche zu erkennen und definitiv nicht mehr abspielbar, konservieren aber dennoch auf ewig die aufgenommenen Bild- und Toninformationen.

Verknüpft mit der Installation „at home“ stellt die Ausstellung zwei davon unabhängig entstandene Zeichnungsserien von Sylvie Ungauer vor. Sie zeigen einerseits weibliche Figuren mit architektonisch anmutenden Kopfbedeckungen, die vielfältige Referenzen zur Kultur- und Filmgeschichte herstellen, andererseits zeigen sie detailliert wiedergegebene Perücken, die zu kunstvollen, teilweise manirierten Frisuren aufgetürmt sind. Während die Haartrachten deutlich auf verschiedene historische Epochen, Stile, Kulturen sowie Geschlechter verweisen, fehlt jeglicher direkte bildliche Verweis auf das Trägersubjekt und seine Physis: der menschliche Körper ist schlicht abwesend.

„In & out of business“ (2008) von Francesco Finizio setzt sich aus zwei Hauptkomponenten zusammen: einer raumgreifenden Installation, bestehend aus einer Ansammlung variabel konfigurierbarer Alltagsobjekte, und einer Diaprojektion. Sowohl die Objekte als auch die Dias sind Derivate einer zehntägigen Performance-Installation, die Francesco Finizio 2008 in Bordeaux realisiert hat. Täglich wurde dem Ausstellungsraum eine andere symbolische Funktion zugewiesen, indem die Objekte auf unterschiedliche Art und Weise installiert wurden. Auf der zum Stadtraum hin orientierten Schaufensterscheibe des Ausstellungsortes gab eine Schriftzeichnung, die in einen weißen, das Fenster verdeckenden Anstrich geritzt wurde, Auskunft über die jeweils neue 'Geschäftsidee', die im Inneren des Gebäudes installiert war: Waschsalon, Gebetsraum, Minigolfplatz, Zeitungskiosk etc.

Eröffnung: Freitag, 22.07., 19 Uhr
Ausstellung: 23.07. – 20.08., Di.-Sa., 13-19 Uhr

Veranstaltungsort und Adresse

Kunstverein Tiergarten | Galerie Nord, Turmstraße 75, 10551 Berlin

    22. Juli 2011

  • Fr
    22.07.2011
    19:00

Ausstellung: "ver/schiebungen"

Diese Veranstaltung in Berlin (Moabit, Bezirk Mitte) wurde von kavaute veröffentlicht. Ausstellung: "ver/schiebungen" ist der Rubrik Ausstellung zugeordnet.

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