Mythos Bullenheimer Berg
Sonderausstellung im Knauf-Museum Iphofen
Lange hatte der Bullenheimer Berg das Geheimnis über seine einstige Bedeutung bewahrt – auf den zum Steigerwaldvorland abfallenden Hängen wurde Wein angebaut, die bewaldete Bergkuppe diente zur Holzgewinnung. Erst 1973 wurde entdeckt, dass das ca. 30 ha. große Hochplateau vollständig von einer Wallanlage umwehrt ist. Hier hat sich ehemals eine große, von Mauern umgebene, stadtartige Befestigungsanlage befunden, die bereits in der älteren Bronzezeit entstand, ihre Blütezeit aber in der Endphase der Bronzezeit (ca. 880 - 800 v. Chr.) erlebte.
Die Beherrschung einer solch großen, überregionalen Burganlage war nur möglich durch eine Bevölkerungsgemeinschaft, die einer gut organisierten Herrschaft mit weitreichenden Beziehungen unterstellt war: Auf dem Berg wurde Bronze verarbeitet, d.h. die dazu nötigen Rohmaterialien mussten – vermutlich über den Main - von weit her geschafft werden. Bronze glänzte wie Gold und war immens wertvoll. Das fruchtbare Gauland im Umkreis des Bullenheimer Berges diente zur Agrarproduktion und sicherte die Lebensmittelversorgung. Religion und Kult spielten eine wesentliche Rolle, denn es wurden zahlreiche Bronzegegenstände im Boden versenkt, um sie den Göttern zu opfern (sog. „Depots“ oder „Horte“). In der Erde niedergelegt waren auch so einzigartige Gegenstände wie die goldenen Besatzstücke eines Priestergewandes oder die bronzenen Radkappen eines Kultwagens.
Leider wurde der Bullenheimer Berg nach seiner Entdeckung als Bodendenkmal zu einem Eldorado der Sondengänger. Die meisten Hortfunde wurden einfach aus dem Boden gerissen und gelangten erst über den Kunsthandel in die Museen. Ein großer Teil der geraubten Funde ist in dunklen Kanälen verschwunden. Ein wichtiges Anliegen der Ausstellung ist es deshalb auch, die im Umkreis des Berges wohnende Bevölkerung in Bezug auf mögliche Raubgräber achtsam zu machen.
Erstmals ist es in der Ausstellung des Knauf-Museums gelungen, alle bekannten Hortfunde aus der Archäologische Staatssammlung München, dem Germanischen Nationalmuseum Nürnberg und dem Mainfränkischen Museum Würzburg zu vereinen und der Öffentlichkeit zu präsentieren. Archäologische Funde aus der Umgebung des Berges beleuchten außerdem den lokalen spätbronzezeitlichen Zeithorizont.
In der Ausstellung des Knauf-Museums veranschaulicht ein großes, begehbares Modell die gewaltigen Dimensionen des Bullenheimer Berges, digitale Medien zeichnen ein virtuelles Bild vom Leben in der befestigten Höhensiedlung. Ganz real, in einer lebensgroßen Szenerie, werden die Ausstattung eines bronzezeitlichen Priesters und der Nachbau eines Kultwagens gezeigt. Die Kultvorstellungen der späten Bronzezeit bezogen sich hauptsächlich auf kosmische Erscheinungen, wobei der Sonne als Gottheitssymbol offenbar eine zentrale Rolle zukam.
Den Lauf der Sonne zu erkunden war auch die Aufgabe einer aus Holz gebauten jungsteinzeitlichen Kreisgrabenanlage, die vor wenigen Jahren bei Ippesheim ausgegraben wurde. Die Silhouette des Bullenheimer Berges diente dabei als Landmarke zur Bestimmung der Sommersonnwende. Auch dieses Sonnenobservatorium wird als virtuelles Modell in der Ausstellung zu sehen sein.
Veranstaltungsort und Adresse
Knauf-Museum Iphofen, Am Marktplatz, 97343 Iphofen
- So01.07.2012
1. Juli 2012
Mythos Bullenheimer Berg
Diese Veranstaltung in Iphofen wurde von KulturmarketingMuenchen veröffentlicht. Mythos Bullenheimer Berg ist der Rubrik Kunst & Museum zugeordnet.