CÄCILIA/BILDERSTURM III + Briefe aus Kleists U-Boot

Anlässlich des Todestages Heinrich von Kleists (21.11.) zeigt die Theaterkapelle Boxhagener Str. 99 / 10245 Berlin
zwei Produktionen der 2011 von Miriam Sachs kuratierten Reihe NEUNMALKLEIST, gefördert von der Kulturstiftung des Bundes,
dem Berliner Senat und der Rudolf Augstein Stiftung.

Kleists letzte Erzählung „Die heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik“ wird zu einem kurzen aber intensiven Spektakel umgesetzt von der Regisseurin und Filmemacherin Miriam Sachs. Im Original spielt die Geschichte im Mittlelalter zur Zeit der Bilderstürmerei: vier Brüder wollen ein Kloster dem Erdboden gleich machen. Die Nonnen treten den Attentätern mutig entgegen und wollen mit der Aufführung eines sakralen Werkes ein Zeichen setzen. Doch das Kloster hat nicht nur mit den Bilderstürmern zu kämpfen, auch die Aufführung des Werks ist gefährdet durch die Krankheit der Kapellmeisterin, die eigentlich bewußtlos im Fiebert liegt – und schließlich dennoch gerade zur rechten Zeit die Musik auf wundersame Weise dirigiert und die Brüder von ihren Taten abhält: von der Gewalt der Musik wie vom Blitz getroffen verwandeln sich die Bilderstürmer zu religiösen Fanatikern. Fluch oder heilsamer Segen?

Der Komponist Giorgos Kyriakakis setzte die Stimmen eines alten sakralen Werkes neu zusammen, so entstanden zwei Musikstücke von ungeheuerer Schönheit (Gesang: Angelina Kartsaki). Das GLORIA IN EXCELSIS und das SALVE REGINA kommen in Kleists Erzählung direkt vor, sie bekehren die Bilderstürmer, bzw. schlagen sie mit Wahnsinn. Auf der anderen Seite gibt es die Live-Blechblas-Musik der Rebellengruppe.
Miriam Sachs inszenierte den Bildersturm als Live-Performance. Der Zuschauer ist sozusagen mit dabei und Augenzeuge der Bedrohung und des Wunders.

Regie, Adaption, Trick-Collage/Szenographie: Miriam Sachs
Komposition: Giorgos Kyriakakis

ein multimedialer Bildersturm mit:
Angelina Kartsaki (Antonia/Gesang; Bilderstürmer/Trompete, singende Säge)
Jürgen Ruoff (Bilderstürmer/Percussion)
Leo Solter (Bilderstürmer/elektronischer Schlagstock)
Giorgos Kyriakakis (Bilderstürmer/Euphonium)
Miriam Sachs (Erzählerin/Journalistin)
Holger Duhn (Klostervogt/Piano, Glocken)
und
Prof. Dieter Naber (Ltg. der Psychiatrie am Universitätsklinikum Eppendorf)
und angefragt: Christina Emig-Könning als Äbtissin

Ab 19:00 kann man sich in einer begehbaren multimedialen Installation mit einem Kleistschen Projekt vertraut machen, das leider nie umgesetzt wurde: dem Hydrostat.
Während seiner Königsberger Zeit wollte Kleist mit seinen Freunden Pfuel und Rühle ein U-Boot entwerfen. Nur eine Spinnerei? Berechnungen wurden jedenfalls im Detail gemacht; offensichtlich scheiterte das Unternehmen daran, dass nicht alle drei Freunde gleichermaßen begeistert mitmachten. Erhalten ist jedoch ein Brief Kleists an seinen Freund Pfuel. Selbst wenn man die physikalischen Fachbegriffe und den mathematischen Zahlenwust nicht versteht, ist dieser Brief ein hinreißendes Dokument sowohl für Kleists Interesse an ungewöhn-lichen Projekten, naturwissenschaftlichen Innovationen, als auch für sehr viel menschlichen Frust zwischen den Zeilen. Oder gar die Liebe Kleists zu seinem Freund, der nachdem er diese bereits zurückgewiesen hat, nun auch das gemeinsame Abtauchen nicht recht ernst nimmt?
Wir lassen den verletzten Projektemacher Kleist alleine abtauchen und zu (Meeres)Grunde gehen „120 Fuß tief unter dem Wasser“.
Die Stimmen von Leo Solter, Thomas Monn und Otto Sander sind im Briefwechsel zu hören, ihr Klang verschwimmt zuweilen, man kann sich selbst in die virtuelle Tauchglocke begeben und neben Kleist auf den Meeresgrund tauchen. Und dann sind da noch die kleinen Trick-Collage-Bilder, die die drei Freund am Strand bei den Bauarbeiten des Hydrostaten zeigen.
Miriam Sachs setzt das nie verwirklichte Projekt auf ihre assoziative Weise neu zusammen.

Veranstaltungsort und Adresse

Theaterkapelle, Boxhagenerstraße 99, 10245 Berlin

    23. November 2013 - 24. November 2013

  • Sa
    23.11.2013
    20:00
  • So
    24.11.2013
    20:00

CÄCILIA/BILDERSTURM III + Briefe aus Kleists U-Boot

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