Nessi Tausendschön - „Perlen und Säue“

Bild hinzugefügt von Kulturausbesserungswerk

Der Wahnsinn singt und es ist Nessi Tausendschön, die ihm Ausdruck verleiht. Als politisch unkorrekte Welt-Chanteuse und herzerfrischende Zynikerin hat die Hannoveranerin ihren Platz im deutschen Kabarett-Dickicht gefunden, den sie seit Jahren mit immer neuen Programmen verteidigt – eins besser als das andere. Dafür wurde die kontrastreiche Entertainerin mit fast allem ausgezeichnet, was das Land an Kleinkunsttrophäen hergibt, vom niedersächsischen „Schnopf“ bis zum Deutschen Kabarettpreis.
Uneitel, mit frechen Fabulierungen verabreicht sie in „Perlen und Säue“ - unter dem Deckmantel entspannender Abendunterhaltung - eine Gift-Oblate nach der anderen und geht mit allem und jedem ins Gericht. Natürlich auch mit Politikern, die sie mit Tauben vergleicht: "Sind sie unten, fressen sie uns aus der Hand. Sind sie oben, bescheißen sie uns."
Und mit ihrer voluminösen und schmiegsamen Drei-Oktaven- Stimme entpuppt sich die eben noch polternde Ulknudel plötzlich als brillante Jazzsängerin, und im nächsten Moment schmerzt ihr greller Sopran bei depressivem Liedgut in Aller Ohren. Vom „Chansonettencamp beim Vietkong“ weiß sie noch, wie man Menschen mit Gesang foltert.
Ihr kongenialer Bühnenpartner William Mackenzie hält das aus. Mehr noch: Der brillante kanadische Slide-Gitarrist und Komiker unterstützt aufs Feinste ihre Glanzleistungen bei der Darbietung boshaften Verblüffungsgesangs und bodenständiger Zerknirschungslyrik mit reichhaltigem Instrumentarium.