Krankheit der Jugend – Konzept für ein Experimentvon Ferdinand Bruckner

Ferdinand Bruckners „Krankheit der Jugend“ zeigt die exzessiven Lebensversuche einer haltlosen Jugend unterschiedlicher sozialer Herkunft im Wien der 1920er Jahre. Sie sind krank geworden durch ihren unbändigen Liebeshunger und ihre Orientierungslosigkeit. Ausgehend von Bruckners Bild wird die heutige Situation an der damaligen gespiegelt. Die Figuren des Stücks setzen sich extremen Situationen aus: Da geht es um Prostitution, Diebstahl, Selbstmord und verschiedene Spielformen von Macht und Abhängigkeit. Und Sexualität. Die Emotionen fliegen hoch, die Menschen von damals erscheinen uns mutiger als die Menschen von heute. Und eher bereit, sich auszuliefern. Da ist keiner cool, und ohne Smartphone und Facebook geht es direkt zur Sache.
Keiner weiß, wo er einmal in der Gesellschaft stehen wird, ob er seine Ziele erreicht, und ob diese Gesellschaft Bestand haben wird. Und wie wir alle wissen: Sie hatte keinen Bestand.
Ist die Jugend krank – wie der Titel nahe legt? Oder wird sie krank gemacht? Gefällt sie sich vielleicht in ihrer Krankheit? Oder ist sie gar nicht krank – besteht ihre Krankheit allein in der Unsicherheit über das, was noch vor ihr liegt?

Der Regisseur Henry Arnold setzt in seiner Inszenierung vor allem auf die Sprache und die Körper der jungen Schauspielerinnen und Schauspieler. Er verzichtet auf äußerliche Mittel und lässt sie in einem minimalistischen Raum agieren. Es wird keine geradlinige Geschichte erzählt, denn der Zuschauer soll nicht immer wissen, woran er gerade ist und mit wem er es gerade zu tun hat – wer weiß das schon? Die Figuren des Stücks jedenfalls nicht. Körper und Sprache, Gegenwart und Vergangenheit, Individuum und Gesellschaft, Sehnsucht und Pragmatismus, Zärtlichkeit und Gewalt verschmelzen zu einem Experiment des Aufbruchs mit ungewissem Ausgang. Arnolds Konzept erforscht das Stück über seine Grenzen hinaus. Es geht nicht allein um die Psychologie der Figuren, sondern um ein grundsätzliches Statement zu unserer Gegenwart, mit einer Vorlage aus der Vergangenheit.

Realisiert hat Henry Arnold dieses Theaterexperiment mit Nachwuchsschauspielern, die ihre Ausbildung gerade abgeschlossen haben. Auch die Kostüme wurden von einer Studentin der HAW in Hamburg gestaltet. Hierin liegt – neben dem künstlerischen Interesse – ein weiteres, wesentliches Motiv für seine Arbeit: Junge Schauspieler werden nach ihrem Studienabschluss zu oft allein gelassen. So ist dieses Projekt auch eine Art Anschluss-Unterstützung, die den Absolventen die Chance bietet zu proben, spielen und sich vor Publikum auszuprobieren, ihre Fähigkeiten zu festigen und auszubauen.

Mit: Ariane Bergner, Tobias Fischer, Daria Gabriel, Claudia Kandefer, Ben Koppatz, Corinne Thalmann
Regie: Henry Arnold

Veranstaltungsort und Adresse

ACUD Alternativer Kunstverein e.V., Veteranenstraße 21, 10119 Berlin

    Februar 2014 - März 2014

  • Do
    27.02.2014
    20:00
  • Fr
    28.02.2014
    20:00
  • Sa
    01.03.2014
    20:00
  • Mo
    03.03.2014
    20:00
  • Fr
    14.03.2014
    20:00
  • Sa
    15.03.2014
    20:00

Krankheit der Jugend – Konzept für ein Experimentvon Ferdinand Bruckner

Diese Veranstaltung in Berlin (Mitte, Bezirk Mitte) wurde von barbara2877 veröffentlicht. Krankheit der Jugend – Konzept für ein Experimentvon Ferdinand Bruckner ist der Rubrik Theater zugeordnet.