Yaam
YAAM (Young and African Arts Market) entsteht 1994. (Lebens-) Künstler, Musiker und Sportler beleben die brachliegende Freifläche und das damalige Busdepot (heute arena) und hauchen der bis dato ungenutzten Location Leben ein. Afrikanische und karibische Stände mit kulinarischen Spezialitäten sorgen für internationales Flair, es entsteht ein attraktiver Ort zum Relaxen und aktiven Gestalten, Ideen Entwickeln... Konzerte, Ausstellungen, Sportevents... ein schnell angesagter Treffpunkt für ein multikulturelles Miteinander in Berlin.
Immer in Bewegung - das gilt für die Menschen auf dem YAAM, aber auch für das YAAM selbst. 1997 heißt es Aufbruch zu neuen Ufern, in die Cuvrystraße. Nur wenige Meter vom alten Gelände entfernt, wartet eine große Herausforderung: 12.000 Quadratmeter Grund und 20.000 Quadratmeter alte Industriehallen. Es entsteht rasend schnell ein Ort der Kommunikation, Menschen und Initiativen aus der ganzen Stadt kommen zusammen, gestalten dieses riesige Gelände. Kunstausstellungen entstehen innerhalb weniger Monate, Theatergruppen spielen, Karnevalsgruppen schaffen ihre Kostüme, Percussion-Bands proben, das Office, der Club im Club, entsteht, und schon wenige Wochen nach dem Umzug findet die DJCulture statt, ein Drei-Tage-Festival mit Grandmaster Flash und 10.000 Besuchern.
Ein großer Strandbereich und vielfältige Sportmöglichkeiten machen aus dem YAAM beinahe eine Stätte der Naherholung inmitten des Wrangelkiezes, den Politiker schon mal nebenbei als Ghetto brandmarken.
Ende 1998 geht die Zeit der Zwischennutzung des Geländes in der Cuvrystraße viel zu früh zu Ende. Das YAAM hält sich an seine Verträge und macht einem geplanten Einkaufszentrum Platz - das bis heute nicht gebaut wurde. Es beginnt eine Odyssee, die das Überleben
des YAAM bedroht. Mit Hilfe der inzwischen in der Eichenstraße etablierten Arena, wird 1999 eine temporäre Lösung am alten Ort gefunden, die jedoch die Aktivitäten des YAAM erheblich einschränkt.
Lokale Politiker aus Kreuzberg, Treptow und Friedrichshain können dem YAAM nicht zu einem eigenen Gelände verhelfen, das YAAM veranstaltet an verschiedenen Orten (Steinhaus, Tempodrom, Böcklerpark) und überlebt nicht zuletzt dank engagierter Hilfe vieler ehrenamtlicher Unterstützer.
Seit Ende 2000 kooperiert das YAAM mit der Arena, bemüht sich gleichwohl weiter um ein eigenes Gelände im innerstädtischen Bereich. Die Aussicht auf Unterstützung durch Bezirk oder Senat ist im Grunde aufgegeben worden. In Sonntagsreden wird Eigeninitiative und ehrenamtliche Jugendarbeit immer gelobt. YAAM macht genau das - ohne je einen Cent öffentlichen Geldes gewollt zu haben. Doch wer kein Kostgänger der öffentlichen Hand ist, hat offenbar nicht einmal politische Unterstützung verdient. YAAM als multikulturelles Projekt, das Jugendliche tatsächlich erreicht und im besten Sinne für Streetcredibility steht, wäre ein Modell für Jugendarbeit in Zeiten knapper Kassen - wenn Politiker auch Projekte wahrnähmen, die nicht als Aktenordner im Behördenregal stehen.
CULTURE
Graffiti/Art
Kunst als Ausdruck von Urban Culture ist u.a. als Dekoration wichtiger Bestandteil im YAAM. Inspiriert von Jim Avignon, der in den Anfangsjahren das Erscheinungsbild des YAAM stark prägte, finden Maler, Sprüher, Fotografen etc. Präsentationsmöglichkeiten für ein großes Publikum.
In Graffiti-Workshops können Jugendliche ihre Kreativität entdecken.
Gegen die drohende Illegalität der Graffitis und Tags und die damit drohende Kriminalisierung der Kids, versucht das YAAM regelmäßig (legale) Graffiti-Foren zu schaffen und durch diese sowie Graffiti-Contests die Kids zu animieren, sich in ihrer je eigenen Bildsprache auszudrücken.
Kidzcorner
Der Nachwuchs will beschäftigt werden: Theater, Schminken, Planschen, Musizieren - die Eltern können solange ein wenig „chillen“, ohne Kinder und schlechtes Gewissen, denn das Kinderprogramm ist vielfältig und lustig. Mittlerweile sind die ersten „YAAMkinder“ schon fast 10 Jahre alt! Das ist wörtlich zu verstehen, denn viele Beziehungen sind im YAAM entstanden.
Global Market
Bei den offiziellen Wochenendveranstaltungen auf dem YAAM-Gelände werden zu zivilen Preisen exquisite kulinarische Spezialitäten aus aller Welt angeboten:
Kuskus, Curry Lamb, Jerk Chicken, Falafel, Donuts, exotische Drinks und Cocktails an mehreren Bars und vieles mehr geben den Besuchern die Gelegenheit, die Welt auch mit dem Gaumen kennenzulernen und karibisch-entspannte Atmosphäre zu erspüren.
Der Mode-, Schallplatten- und Flohmarkt gibt Kiezbewohnern und Kunsthandwerkern Gelegenheit, Käufer für ihre Waren zu finden. Zu den Wochenendveranstaltungen kommen bis zu 2.000 Menschen auf das YAAM-Gelände. Das Eintrittsgeld von 3,-- € ist im Berliner Veranstaltungskontext konkurrenzlos und entspricht dem YAAM-Prinzip, den Zugang allen zu ermöglichen. Die Schar derjenigen, die aus unterschiedlichen Gründen gar nichts zahlen, ist groß.
Das gesamte Programmangebot des YAAM-Projekts ist so gestaltet, daß es wirksam zur Förderung der Jugend- und Ausländerkultur und zur Integration ethnisch-kultureller Minderheiten in Berlin beiträgt.
Das YAAM braucht außer ein paar Flyern keine Werbung. In der Szene kennen uns alle, im Establishment (fast) keiner. YAAM lebt vom Engagement aller Mitarbeiter und kann seit Jahren auf ein treues und loyales Publikum und auf positive Medienresonanz zählen.
MUSIK
Immer am Ufer der Spree entlang, dann erreicht man irgendwann ein großes Asphaltareal, an dessen Bretterzaun ein bemaltes Schild prangt: YAAM – chillin´ area. Soulfood -Geruch hängt in der Luft, phat vibes schallen übers Wasser und jede Menge bunter Leute lümmeln sich in Strandkörben, schlürfen Mojitos an der Escobar und lassen sich zur Musik treiben. Wieder andere können ihre Beine nicht still halten und füllen gen Abend langsam die Tanzfläche mit Leben.
DJ-Workshops, Breakdance-Meetings, Rapper-MC-Battles, Percussion-Workshops, Übungsräume für Musiker, Auftrittsmöglichkeiten für junge Musiker und Musikgruppen, Jam-Sessions, Konzerte...
Musik ist ein wichtiges Bindeglied zwischen allen Segmenten des YAAM-Programms. Ob HipHop oder Reggae, Soca oder Samba, Drum‘n‘Bass oder Big Beats, eine breite Palette vereint viele Nationen und schafft immer wieder ein fröhliches, positives Lebensgefühl.
Nachdem sich im YAAM-Umfeld eine Menge DJs, Soundsystems und MCs profiliert haben, gibt es seit dem Sommer ´98 eine elfköpfige(!) Band, die diesen speziellen Spirit perfekt verkörpert. Besonders seit der YAAM-Indoor-Party im Januar ´99 ist ihr Name in aller Munde, und mittlerweile stürmen sie als Deutschlands erfolgreichster Reggae-Act die Charts: SEEED.
Eased von Seeed: „Klar hat uns YAAM beeinflußt. Hier haben wir uns z.T. kennengelernt, hatten hier unsere ersten Auftritte - für uns war das YAAM einfach Wahnsinn! Diese vielen Leute von überall her, die ganze Atmosphäre, ich dachte einfach: Oh ja, ich bin in Berlin - ich fühlte mich zu Hause!“
Es können Seeed sein oder Barney Millah oder Oli Massive, Concrete Jungle, Vido and the Growing Tree, Lychee Lassi oder Redemption Sound oder oder..., man könnte die Liste der Acts endlos weiterführen. Fakt ist, sie alle machen mit ihrer Musik YAAM zu dem, was es ist: einer der sonnigsten Orte Berlins, der die hier geballte gute Laune und friedliche Stimmung auf alle verteilt und jeden wieder ganz ‚easy’ in die nächste Woche bringt.
SPORT
Footbag freestyle und über das Netz, Skateboard - Halfpipes / Climbing, Beach- und Street-Soccer-Turniere mit internationaler Besetzung, die vor allem während der WM 98/2002 und der EM 2000 starkes Publikums- und Medieninteresse fanden. Übertragung von Sportveranstaltungen auf Großbildleinwand. Ausrichtung einer Kleinfeld-WM 2002
Die Sportmöglichkeiten des YAAM an dem Kreuzberger Standort in der Cuvrystraße wurden nicht nur bei den offiziellen YAAM -Veranstaltungen am Wochenende, sondern auch während der Woche von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem Kiez und von diversen Jugendgruppen und -organisationen intensiv genutzt.
Speziell Streetball- Turniere erfreuen sich großer Beliebtheit. Waren diese bisher weitgehend in der Hand von Sponsoren und Vereinen, so finden sie nunmehr im YAAM auf Off-Courts statt, das heißt abseits von Vereins- und Schulsportplätzen haben hier alle die Möglichkeit, es ihren Idolen nachzutun.
Hier werden multinationale Teams gebildet, die Spiele werden ohne Schiedsrichter geregelt und Konfliktlösungen müssen vor Ort erlernt werden. Respekt und Durchsetzungsvermögen, Selbstbewußtsein und Toleranz erlangen die Kids hier im alltäglichen Miteinander.
Das YAAM-Niveau im Basketball wird mittlerweile im ganzen Land anerkannt, bei deutschlandweiten Turnieren belegt das YAAM-Team vordere Plätze. NBA-Star Dirk Nowitzki und MTV waren ebenso zu Gast wie das gesamte Alba-Bundesligateam, einige der Spieler sind Stammgäste im YAAM. Rekordnationalspieler Henning Harnisch in einer Zeitungskolumne: „Das YAAM ist einer der coolsten und angesagtesten Plätze in Deutschland.“
Jeff Robertson, aktiver Basketballcoach seit Gründung des YAAM:
”Here I developed my potential teaching kids – no quarrels, nice atmosphere and flavor – perfect !“
Ole Schnack, Gründungsmitglied des FC Footstar Berlin: „Im YAAM haben sich jeden Sonntag die Footbagger aus den Berliner Parks getroffen, um gemeinsam zu spielen. Daraus ist dann der FC Footstar entstanden. Unsere Wurzeln liegen also klar im YAAM.”
Der FC Footstar ist heute einer der etabliertesten Footbag Vereine in Deutschland und hat 1998 und 2002 die Internationalen Deutschen Footbag Meisterschaften im YAAM ausgerichtet.
Viele Trendsportarten werden früher oder später auf dem YAAM fester Bestandteil des Angebots. Die Jugendlichen selbst schaffen den neuen Trend im YAAM, dadurch bleibt YAAM authentisch und immer am Lebensgefühl der Jugendlichen. Programme werden nicht diktiert, sondern entfalten sich, solange das YAAM die Unterstützung und Möglichkeiten für deren Realisierung bieten kann.
STADT + ORT
Zwischennutzer bzw. Zwischennutzungen können brachliegende innerstädtische Gebiete verändern. Dabei erfährt das jeweilige Gebiet oft eine Aufwertung. Im Idealfall können die zukünftigen Nutzungen von den Zwischennutzern mitentwickelt werden, welche dann sogar die künftigen Nutzer sein können. Ein anderer, häufigerer Weg ist - wie im Fall des YAAM, welches von einem zwischengenutzten Gebiet zum nächsten weiterzieht -, daß die jeweiligen Gebiete eine Aufwertung erfahren, indem sie im Bewußtsein einer größeren Öffentlichkeit verankert werden. Aus dieser Öffentlichkeit können künftige Mieter oder Kunden kommen.
Positive Auswirkungen lassen sich auch für die an zwischengenutzte Grundstücke angrenzende Gebiete erzielen, indem man deren Bewohner als Publikum und Akteure der temporären Aktivitäten miteinbezieht. Zwischennutzer können dann auch soziale Aufgaben übernehmen und Konflikte mit zukünftigen Nutzern erst gar nicht entstehen lassen, da schon im Vorfeld ein gegenseitiges Einbinden erfolgen kann. Sie können die Mittler eines sozialen Sponsorings sein und durch das Erschließen von z.B. Spiel- und Jugendeinrichtungen einer eventuellen Oppositonshaltung vorbeugen. Ein weiteres Potential von Zwischennutzern ist, daß sie für die Verkehrssicherheit der bespielten Flächen aufkommen und diese außerdem vor einer (weiteren) Verwahrlosung schützen können.
Das YAAM ist in vielerlei Hinsicht ein Experimentierfeld, es hat insbesondere mit dem Thema Zwischennutzung seine positiven und negativen Erfahrungen. Immer Zwischennutzer zu sein, ist für eine auf längere Dauer angelegte Institution wie das YAAM ein wirtschaftliches Problem, da eine zeitlich längerfristige Perspektive (z.B. 5 Jahre auf einem Gelände) wesentlich höhere Abschlüsse mit künftigen Sponsoren ermöglichen würde. Die oft aufwendigen Absicherungsmaßnahmen für das Gelände könnten außerdem über einen längeren Zeitraum leichter amortisiert werden. Diesen Nachteilen der Zwischennutzung, die sicher durch entsprechende Strategien korrigiert werden können, steht der wesentliche Vorteil von schnelleren Erneuerungszyklen durch das häufige Umziehen gegenüber. Schließlich will das YAAM ja Lebensstil entwickeln und zelebrieren. Dafür ist Bewegung besser als Stillstand.
Stralauer Platz (gegenüber vom Ostbahnhof)
Adresse und Anfahrt
Stralauer Platz 35, 10243 Berlin
Yaam
Dieser Veranstaltungsort in Berlin (Friedrichshain, Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg) wurde von superbooker veröffentlicht. Yaam ist der Rubrik Club zugeordnet.