Nigel Kennedy - Bach Meets Ellington

Oftmals bestreitet er Konzerte mit Palästinenser-Tuch und wirkt dabei wie Bob Dylan auf dem legendären "Blonde on Blonde"-Cover. Dazu trägt er eine Frisur, auf die auch Johnny Rotten (dem er generell ziemlich ähnlich sieht) stolz gewesen wäre und flucht selbst auf der Bühne mehr als Busta Rhymes zu Glanzzeiten. Gleichzeitig hält er mit seiner Aufnahme von Vivaldi's "Vier Jahreszeiten" aus dem Jahr 1989 den Verkaufsrekord eines klassischen Albums. Nicht nur wegen diesen Kontroversen gilt der Brite Nigel Kennedy als Enfant Terrible der Klassischen Musik.

Mit gerade mal 7 Jahren erhielt er ein Stipendium an der angesehenen Yehudi Menuhin School des Amerikaners Yehudi Menuhin, einem der größten Geigenvirtuosen des letzten Jahrhunderts. Nach neunjähriger Ausbildung zog es ihn weiter nach New York, wo er an der nächsten Meisterschule, der Julliard School Of Music, neben der klassischen Ausbildung erstmals mit Jazz in Berührung kommt. Sein Lehrmeister war kein geringerer als Stéphane Grapelli, dem eigentlichen (musikalischen) Kopf des stilprägenden Quintette du Hot Club de France um Django Reinhardt. Von da an scherte sich Kennedy wenig um Regeln und Traditionen, immer auf der Rasierklinge tanzend, vom klassischen Publikum verstoßen zu werden (was ihm aber wohl auch herzlich schnuppe gewesen wäre, schließlich schert er sich um klassische Dress Codes genauso viel wie um die heile Welt der Klassik, die er mit der Aussage entzauberte, dort würde genauso gekokst wie im Rest der Gesellschaft). Neben nach wie vor genialen klassischen Alben veröffentlich er auch großartige Crossover-Werke: Jimi Hendrix kam schon genauso unter die von ihm so geliebte Guarneri (die er in Interviews immer gern wahlweise als Trash-Geige und seine Schlampe bezeichnet) wie The Doors, während er in seiner Wahlheimat Krakau längst vergessen geglaubte polnische Komponisten wieder ins Licht der Öffentlichkeit rückt.

Seit seiner Zusammenarbeit mit namhaften Jazzgrößen aus der Miles Davis-Ära und dem daraus resultierenden Album "Blue Note Sessions" ist der Punk-Paganini wieder beim Jazz angelangt, der Musikrichtung, die ihm selbst am meisten Spaß macht, weil er das individuelle kreative Zusammenspiel gleichberechtigter Musiker so schätzt. Nachdem er schon Horace Silver und Duke Ellington auf eine Beethoven-Platte gepackt sowie eine Tour mit Stücken von Bach und Miles Davis gespielt hat, gibt es auf der aktuellen Tour nun Bach garniert mit Ellington. Von Orchester und Quintett - mit Nigel Kennedy. Fluchend, kiffend und in jedem Genre begeisternd!