Sisis Vater und die Zither

HM, der Zithermaxl

Maximilian Joseph (1808-1888) aus der nicht regierenden herzoglichen Linie der Wittelsbacher war eine unkonventionelle Erscheinung: So ließ er im Garten seines von Klenze entwor fenen Palais an der Ludwigstraße eine kleine Zirkusarena mit Logen und Sperrsitzen errichten. Adels- und Bürgerkreise, aber auch spontan von der Straße her gebetene Gäste konnten ihn und seine Tochter Sisi hier als Dressurreiter erleben.

Darüber hinaus trat er als Clown auf und hatte spektakuläre Pantomimen des Hoftheaterballetts, aber auch sog. Bauernhochzeiten und Kunststücke von Gauklern im Angebot. Aufsehen erregten Faschingsfeste mit nicht weniger als 700 Tanzpaaren; er selbst führte die Quadrille an (für die er auch die Musik schrieb), ließ riesige Pappschachteln hereinfahren und ihnen attraktive Damen entsteigen. Ludwig I. wird manches Mal den Kopf über seinen Schwager eschüttelt haben, schätzte ihn jedoch sehr, was 1845 in der Verleihung des Titels "Königliche Hoheit" zum Ausdruck kam.

Förderer der Volksmusik

Die nachhaltigste Wirkung erzielte "HM", wie Maximilian seine Publikationen unterzeichnete, jedoch auf dem Gebiet der Volkskultur. Mit der Propagierung des grau-grünen Lodengewands, der Tegernseer Joppe, stieß er ab 1830
eine „alpenländische Welle“ an, die auch die Führungsschicht einschließlich des Königshauses ergriff.

Seine Verdienste um die Förderung der Volksmusik sind kaum zu überschätzen und sie stehen im Mittelpunkt unseres Programms, weshalb hier nur HMs "Oberbayerische Volkslieder mit ihren Singweisen" von 1846 genannt werden, Vorläufer des "Kinibüchls" seines Freundes Kobell, das 1860 in 2000 Exemplaren erschien und an die sangesfreudige Landbevölkerung verteilt wurde, sowie natürlich seine Zusammenarbeit mit dem Wiener Zithervirtuosen Johann Petzmayer.

Werkstatt am Wiener Platz

Petzmayer verkehrte häufig in der von Ignaz Simon (1789-1866) gegründeten kleinen Instrumentenwerkstatt an der Ecke Steinstraße/Wiener Platz. Simon stammte aus Mittenwald und hatte nach seiner Militärzeit in der Isarkaserne in der Nähe seines ehemaligen Exerzierplatzes seinen Betrieb zur führenden Zitherwerkstatt mit Künstlertreff entwickelt.

Er baute seine Instrumente nach dem von Nikolaus Weigel (1811-1878) entwickelten Besaitungssystem in der "Salzburger Form", wo der Korpus also parallel zum Griffbrett gerade abgeschnitten und nur auf der entgegengesetzten Seite ausgebuchtet ist. Weigel ist in Giesing aufgewachsen; nach Sturz ans Bett gefesselt, hatte er das Zitherspiel erlernt und 1838 ein wichtiges Lehrbuch geschrieben. Herzog Max sorgte dafür, dass Simon trotz fehlender Fachausbildung eine Konzession als professioneller Zitherhersteller erhielt.

Mitwirkende

Petra Hamberger, Zitherlehrerin und -erforscherin, Diplomarbeit über Zithermethodik 1840 bis 1880, dreibändige Petzmayer-Biografie, spielt u. a. auf einer nachgebauten Simon-Zither.

Lisbeth Genghammer studierte bei Georg Glasl in München und sammelt
Zithern und Zitherlehrbücher.

Josef Pfitzer, freier Schauspieler, Sprecher und Puppenspieler. Hat bei Thilde Schuster in Reit im Winkl das Raffele spielen und lieben gelernt. Gemeinsame Auftritte u. a. beim Zithertag 2014 im Markus Wasmeier Museum.

Eintritt: 10 Euro.

Online-Anmeldung unter www.sww-muenchen.de

Veranstaltungsort und Adresse

SWW Werkstatt Kultur, Am Roßtalerweg 2, 81549 München

    19. November 2014

  • Mi
    19.11.2014
    19:30

Sisis Vater und die Zither

Diese Veranstaltung in München (Obergiesing-Fasangarten) wurde von swwmuenchen veröffentlicht. Sisis Vater und die Zither ist der Rubrik Konzert zugeordnet.

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